Tinker und Irish Cob
eine aktuelle Begriffsverwirrung

Mit der Auswahl des Hintergrundbildes bin ich total fies gewesen, schon deswegen, weil ich die Rappscheckung als typisches erstes Erkennungsmerkmal übergangen habe. Aber erstmal von Anfang an.
Die Bezeichnung Tinker ist als Pferderassenname eine deutsche (und vielleicht holländische...) Erfindung. Diese Pferde hatten in ihren Ursprungsländern Irland und England keine feste Rassebezeichnung; es gab verschiedene Bezeichnungen.
Mit dem Boom, den diese Pferde auf dem Festland erlebten, bürgerte sich bei uns die Bezeichnung Tinker ein. Nun kamen natürlich nicht nur große, schwere Wagenpferde nach Deutschland, sondern viele verschiedene Typen. Außerdem, das muß man so klar sagen, kamen natürlich auch viele Pferde auf den Markt, die aus irischer Sicht und teilweise auch aus grundlegender pferdezüchterischer Sicht nichts Wert sind; Stellungsfehler, verbaute Tiere, unproportionierte Köpfe auf zu leichten Körpern etc. bleiben nicht aus, wenn Vermehrung wichtiger wird als Zucht.
Ich bin weit davon entfernt, Iren gute Zucht abzusprechen, aber starke Nachfrage mobilisiert so manche Menschen, überall auf der Welt.
Dazu kam, daß wir Deutschen und wohl auch die Holländer, besonders große, imposante, aber rittige Pferde haben wollten, und andere Typen unterzugehen drohten.
Dann ist 1998 die Irish Cob Society auf den Plan getreten und hat einen Original-Tinker-Typ festgelegt, den sie Irish Cob nannte. Diese Rassenbezeichnung hat sie sich zudem von der EU schützen lassen, d.h. nur Pferde, die von der Irish Cob Society anerkannt wurden, dürfen die Rassebezeichnung Irish Cob tragen.
Die Irish Cob Society Germany bezeichnet daher die Irish Cobs als die Elitepferde unter den Tinkern. So weit so gut. Die im Hintergrund abgebildeten Pferde sind Caitlín und Corcaigh. Caitlín wurde als besonders gute Irish Cob Stute eingetragen. Corcaigh wurde abgelehnt als  (noch) zu leicht, mit der Erlaubnis, ihn später noch einmal vorzustellen.
Schaut man sich aber einmal die Beine an, so stellt man fest, daß der kleine Corcaigh dickere Beine hat als die große dicke Caitlín - und auch mehr Behang. Und was die Masse angeht: kommt die nicht erst später (Corcaigh ist auf dem Foto drei Jahre alt)? Und was war mit dem alten Sprichwort, "Behang wie ein Shire, Gang wir ein Hackney, Kopf wie ein Welsh-Cob..."? Caitlíns schwerer Clydesdale-Kopf erfüllt das wohl nicht, Corcaighs Knieaktion aber durchaus...!

Jetzt geht natürlich die Diskussion los: Sind jetzt alle Tinker, die nicht im Cob-Typ stehen, schlecht? Kann man wirklich sagen, daß der Cob-Typ der ursprüngliche und schon fest etablierte Tinkertyp war, so daß alle anderen Tinker zwingend Kreuzungen sind? (Die Irish Cob Society teilt die beurteilten Pferde ein in Irish Cobs und Irish Cob Crossbreds)
Und wer hat eigentlich die Kompetenz und daher das Recht festzulegen, welches Pferd ein guter Tinker (nämlich Irish Cob) ist und welches nicht...
Im Interesse aller Tinkerfreunde hoffe ich, daß sich die Zuchtverbände möglichst schnell zusammen setzen, um sich zu einigen. Möglichst nicht auf einen Typ, sondern auf eine Vielzahl von möglichen und erwünschten Typen. Nur dann wird der Tinker auch weiterhin verschiedene Geschmäcker, Temperamente und "Verwendungen" befrieden. Auf ein Rassemerkmal sollte dabei meines Erachtens verstärkt geachtet werden: die Charakterstärke.
P.S.: Eine Einigung der deutschen Zuchtverbände, die der FN angeschlossen sind, hat stattgefunden. Man hat den "Tinker" definiert und gegenseitige Anerkennung zugesichert.
Lediglich die Irish Cob Society Germany, in der ECHA, ist (noch) nicht Mitglied der FN und hat zudem im Moment das Problem, dass die EU der Irish Cob Society Irland Lizenzen entzogen hat ... sehr kompliziert ... Mal sehen, wie es weitergeht!


Kontakt
URL: www.tinkerhengste.de/gestuet; Stand: 12.02.2006; Verantwortlich: Katinka Lutze & Thomas Klein 
Webdesign