Zunächst einmal vorweg: Es gibt keinen deutschen Tinker-Zuchtverband.
Es gibt nicht einmal einen internationalen.
Bei anderen Rassen (beispielsweise Cheval de Mérens) gibt es zumindest im Heimatland schon seit langem ein Zuchtbuch und dann folgen nach und nach andere Länder (hier wie oft die Niederlande) mit einem eigenen Zuchtbuch; zu Zuchtschauen, Leistungsprüfungen und insbesondere Körungen werden aber dann Richter aus dem Ursprungsland eingeladen.

So ähnlich ist es jetzt auch bei den Tinkern - allerdings nur bei einem Typ Tinker, dem Cobtyp (zur Begriffsbestimmung siehe hier). Es gibt ein irisches Zuchtbuch für Irish Cobs, die Irish Cob Society, die eine Anerkennung für die gesamte Europäische Union hat. Das bedeutet, daß sie berechtigt ist, in allen Ländern der Europäischen Union ein Tochterstammbuch zu vergeben. Dies ist zunächst in den Niederlande geschehen, die somit die irischen Standards übernommen haben. Seit Dezember 2001 gibt es auch ein deutsches Tochterstutbuch der ICS, das dem Europäischen Scheckenverband übergeben wurde. Da dem irischen Verband die Genehmigung des eigenen Ministeriums zwischenzeitlich entzogen wurde, hat der Europäische Scheckenverband das Ursprungszuchtbuch übernommen. Neueste Neuigkeit: Ab dem 01.01.2008 hat Irland das Mutterstutbuch zurück! Die Irish Cob Society wäre sicherlich bereit, auch in Spanien Pferde zur Eintragung zu begutachten, allerdings sind damit erhebliche Kosten verbunden, da die Zuchtrichter "eingeflogen", untergebracht und verköstigt werden müssten.

Als Antwort auf die (zwischenzeitliche) deutsche Ursprungsbuch-Übernahme gibt es in Irland nun einen anderen Verband, der sich auf die Zucht gescheckter Pferde (gleich welchen Typs) spezialisiert, bei dem Tinker, sofern sie plattengescheckt sind (Diskussion wird es dann wohl bei Sabinos geben, Einfarbige gehen wohl leer aus) eingetragen werden können, die Irish Piebald ans Skewbald Association (IPSA). Vorteil dabei für uns (in Spanien) ist, daß hier auch Pferde in Spanien registriert werden können.

Mittlerweile gibt es einen eigenen Zuchtverband für Pferde mit besonderen Farben in der Schweiz, den Special Color Schweiz, bei dem auch Tinker als eigene Zuchtrichtung geführt werden;  dieser Zuchtverband wird den vielfältigen Tinkern dadurch gerecht, dass diese einerseits in die Kategorien Vanner, Pony Vanner und Cob sowie Pony Cob unterschieden werden und andererseits auch einfarbige Tinker eingetragen werden. Und für uns ist die Möglichkeit, auch Pferde in Spanien (und das heißt auch unsere anderen Rassen, da wir ja bevorzugt Pferde Sonderfarben züchten) eintragen zu können, geradezu ideal!

Bei den Tinkern ist es deshalb etwas anders als beispielsweise bei den Mérens, weil es auch in Irland ursprünglich kein Zuchtbuch gab, ja es gab nicht einmal eine schriftliche Überlieferung der Abstammung der Pferde. So mancher Deutsche läßt sich von daher dazu hinreißen zu sagen, es gäbe keine (gezielte) Zucht. Aber ich fürchte, da reißt uns die deutsche Borniertheit tief in den Abgrund. Wer hat denn diese hinreißenden Pferde erschaffen: deutsche Bürokraten oder irische traveller, die oft nicht einmal schreiben und lesen können/konnten?
Wir sollten nach wie vor nicht vergessen, auf die Erfahrungen der irischen Züchter zu hören. Dennoch ist es legitim, sich über die eigenen Ansprüche klar zu werden. Auch die Iren züchten zweckgebunden: andere Tinkers als Reitpony für ihre Kinder als für den früher üblichen Planwagen, andere für die Straßenrennen (vor kleinen Sulkys) als für gemütliche Ausritte ...

Seit einiger Zeit gibt es auch noch einen anderen Verband (für Schecken) in Irland, der allerdings ein Ableger des entsprechenden englischen Verbands ist. Wir werden sehen, wie die Entwicklung weitergeht. Ich persönlich kann mir nicht vorstellen, daß dieses Angebot wirklich wahrgenommen wird; einerseits, weil zumindest einige der Tinkerzüchter und -händler mit "Papierkram" erheblich auf dem Kriegsfuß stehen, andererseits aufgrund des englisch-irischen Verhältnisses ...

In Deutschland gibt es im Grunde vier Möglichkeiten, einen Tinker für die Zucht eintragen zu lassen:
 
 
Die regionalen Pferde- stammbücher bzw. Zuchtverbände:
  • Rheinisches Pferdestammbuch
  • Westfälisches Pferdestammbuch 
(Liste wird ergänzt, siehe Ende der Seite)
Der Zuchtverband für deutsche Pferde (ZfdP) Der Special Color Schweiz (SCS)
Der Deutsche Pintozuchtverband (DPZV)
Das Irish Cob Zucht- buch der European Colored Horses Association (ECHA)

Sowohl die regionalen Pferdezuchtverbände als auch der Zuchtverband für deutsche Pferde sind für die Zucht von Warmblütern gegründet worden. Nach und nach haben sie dann Stutbücher auch für Ponyrassen und andere "Spezialpferderassen" eröffnet.
Das hat praktisch gesehen Vorteile, wenn Sie auch noch Pferde anderer Rassen eingetragen haben und nicht in mehr als einem Verband Mitglied sein wollen (das kostet ja schließlich auch Geld).
Das hat natürlich auch Nachteile, weil es sich natürlich nicht zwangsläufig bei den Mitarbeitern um ausgesprochene Tinkerfans und -kenner handeln kann. Allerdings ist auch die Frage, ob das sein muss, oder ob es nicht auch gut für die Zucht sein kann, wenn da jemand ziemlich unemotional und sachlich die Qualitäten und Schwächen eines Pferdes beurteilt...

Der DPZV tritt mit dem Argument auf den Plan, daß genau das hier erfüllt sei. Es handelt sich um einen Spezialverband für bunte Pferde, wenn ich das mal so salopp formulieren darf. So, wie es auch einen Spezialverband für Araber und einen für Quarters gibt.
Aber stimmt das so einfach? Ist das Buntsein das, was den Tinker ausmacht? Und können Leute, die sich für einen Araberpinto begeistern (möglichst viel Vollblutaraberblut gepaart mit dem bunten Fell), wirklich einen Tinker bewerten, einen vielleicht ramsnasigen, kaltblütigen Tinker mit Bart auf der Oberlippe, der erst einmal grunzt statt durch die Halle zu schweben, weil er den Ledergeruch auf dem Boden so erstaunlich findet?

Ähnliches gilt auch für den europäischen Konkurrenzverband ECHA (European Coloured Horses Association). Von Vorteil ist allerdings hier, daß diese das Zuchtbuch für die Irish Cobs nach den Richtlinien der irischen Irish Cob Society führen. Ein Vorteil ist dadurch gegeben, dass es sich ECHA auf die Fahnen geschrieben hat, den schweren Cobtyp zu fördern, der bei den anderen Verbänden auf die Dauer gefährdet sein könnte. Dieser Vorteil ist zugleich aber auch ein großer Nachteil, da diese Absicht den Tinker als solchen abwertet und auf den Typ des Cob festlegt. So sind die Bewertungsmaßstäbe der Irish Cob Society deutlich enger als bei den anderen Pferdezuchtverbänden (was den akzeptierten Typ angeht), so promoten die Vertreter die Irish Cobs auch als die Elitepferde unter den Tinkern (die sie als solche gelegentlich der Lächerlichkeit preisgeben); daher lohnt sich der Versuch einer Eintragung nur bei wirklich schweren Tieren. Abgesehen davon kostet die Vorstellung dort auch viel mehr als anderswo. Ein weiteres Problem ist, dass die ECHA nicht Mitglied der FN ist - das könnte irgendwann ein Problem bei der gegenseitigen Anerkennung geben.

Seit dem Jahr 2006 gibt es jetzt auch den Special Color Schweiz, einen Zuchtverband für die Zucht von Pferden mit Spezialfarben, also Schecken, Falben, Palominos, Mohrenkopfschimmeln, Tigerschecken etc.

So ist das Dilemma mit der Tinkerzucht.

Aber auch das wird nicht so heiß gegessen, wie es gekocht wurde. Nach Informationen des Rheinischen Pferdestammbuchs soll die Vielfalt der Tinkertypen erhalten bleiben. Außerdem haben sich die Verbände, die der FN angehören, für einen einheitlichen Standard entschieden, an dem sich außerdem auch der Special Color Schweiz orientiert.

Hier folgen die Kontaktadressen (und soweit möglich auch weiterführende Informationen), die von den Verbänden zu bekommen sind:
 
 
Die regionalen Pferde- stammbücher bzw. Zuchtverbände: Der Zuchtverband für deutsche Pferde (ZfdP):
www.zfdp.de
Der Special Color Schweiz (SCS), anerkannt von der EU:
www.special-color.ch

Der Deutsche Pintozuchtverband (DPZV):
www.pinto.dpzv.de
Das Irish Cob Zucht- buch der European Colored Horses Association (ECHA):
www.echa-esv.de

 
 
 
 
 
 


URL: www.gestuet-in-den-weiden.de/zuhtverbaende.html; Stand: 21.12.2007; Verantwortlich: Katinka Lutze & Thomas Klein. Kontakt