Bei den Tinkern ist es deshalb etwas anders als
beispielsweise
bei den Mérens, weil es auch in Irland ursprünglich kein
Zuchtbuch
gab, ja es gab nicht einmal eine schriftliche Überlieferung der
Abstammung
der Pferde. So mancher Deutsche läßt sich von daher dazu
hinreißen
zu sagen, es gäbe keine (gezielte) Zucht. Aber ich fürchte,
da
reißt uns die deutsche Borniertheit tief in den Abgrund. Wer hat
denn diese hinreißenden Pferde erschaffen: deutsche
Bürokraten
oder irische traveller, die oft nicht einmal schreiben und lesen
können/konnten?
Wir sollten nach wie vor nicht vergessen, auf die
Erfahrungen
der irischen Züchter zu hören. Dennoch ist es legitim, sich
über
die eigenen Ansprüche klar zu werden. Auch die Iren züchten
zweckgebunden: andere
Tinkers als Reitpony für ihre Kinder als für den früher
üblichen Planwagen, andere für die Straßenrennen (vor
kleinen
Sulkys) als für gemütliche Ausritte ...
Seit einiger Zeit gibt es auch noch einen anderen Verband (für Schecken) in Irland, der allerdings ein Ableger des entsprechenden englischen Verbands ist. Wir werden sehen, wie die Entwicklung weitergeht. Ich persönlich kann mir nicht vorstellen, daß dieses Angebot wirklich wahrgenommen wird; einerseits, weil zumindest einige der Tinkerzüchter und -händler mit "Papierkram" erheblich auf dem Kriegsfuß stehen, andererseits aufgrund des englisch-irischen Verhältnisses ...
In Deutschland gibt es im Grunde vier
Möglichkeiten,
einen Tinker für die Zucht eintragen zu lassen:
Die regionalen Pferde- stammbücher bzw.
Zuchtverbände:
|
Der Zuchtverband für deutsche Pferde (ZfdP) | Der Special Color Schweiz (SCS) Der Deutsche Pintozuchtverband (DPZV) |
Das Irish Cob Zucht- buch der European Colored Horses Association (ECHA) |
Sowohl die regionalen Pferdezuchtverbände als
auch
der Zuchtverband für deutsche Pferde sind für die Zucht von
Warmblütern
gegründet worden. Nach und nach haben sie dann Stutbücher
auch
für Ponyrassen und andere "Spezialpferderassen" eröffnet.
Das hat praktisch gesehen Vorteile, wenn Sie auch noch
Pferde anderer Rassen eingetragen haben und nicht in mehr als einem
Verband
Mitglied sein wollen (das kostet ja schließlich auch Geld).
Das hat natürlich auch Nachteile, weil es sich
natürlich
nicht zwangsläufig bei den Mitarbeitern um ausgesprochene
Tinkerfans
und -kenner handeln kann. Allerdings ist auch die Frage, ob das sein
muss, oder ob es nicht auch gut für die Zucht sein kann, wenn da
jemand ziemlich unemotional und sachlich die Qualitäten und
Schwächen eines Pferdes beurteilt...
Der DPZV tritt mit dem Argument auf den Plan,
daß
genau das hier erfüllt sei. Es handelt sich um einen
Spezialverband
für bunte Pferde, wenn ich das mal so salopp formulieren darf. So,
wie es auch einen Spezialverband für Araber und einen für
Quarters
gibt.
Aber stimmt das so einfach? Ist das Buntsein das, was
den Tinker ausmacht? Und können Leute, die sich für einen
Araberpinto
begeistern (möglichst viel Vollblutaraberblut gepaart mit dem
bunten
Fell), wirklich einen Tinker bewerten, einen vielleicht ramsnasigen,
kaltblütigen
Tinker mit Bart auf der Oberlippe, der erst einmal grunzt statt durch
die
Halle zu schweben, weil er den Ledergeruch auf dem Boden so erstaunlich
findet?
Ähnliches gilt auch für den
europäischen
Konkurrenzverband ECHA (European Coloured Horses Association). Von
Vorteil
ist allerdings hier, daß diese das Zuchtbuch für die Irish
Cobs
nach den Richtlinien der irischen Irish Cob Society führen. Ein
Vorteil ist dadurch gegeben, dass es
sich ECHA auf die Fahnen geschrieben hat, den schweren Cobtyp zu
fördern, der bei den anderen Verbänden auf die Dauer
gefährdet sein könnte. Dieser Vorteil ist zugleich aber auch
ein großer Nachteil, da diese Absicht den Tinker als solchen
abwertet und auf den Typ des Cob festlegt. So
sind die Bewertungsmaßstäbe der
Irish Cob Society deutlich enger als bei den anderen
Pferdezuchtverbänden (was den akzeptierten Typ angeht),
so promoten die Vertreter die Irish Cobs auch als die Elitepferde unter
den Tinkern (die sie als solche gelegentlich der Lächerlichkeit
preisgeben); daher lohnt sich der Versuch einer Eintragung nur bei
wirklich
schweren Tieren. Abgesehen davon kostet die Vorstellung dort auch viel
mehr als
anderswo. Ein
weiteres Problem ist, dass die ECHA nicht Mitglied der FN ist - das
könnte irgendwann ein Problem bei der gegenseitigen Anerkennung
geben.
Seit dem Jahr 2006 gibt es jetzt auch den Special
Color Schweiz, einen Zuchtverband für die Zucht von Pferden mit
Spezialfarben, also Schecken, Falben, Palominos, Mohrenkopfschimmeln,
Tigerschecken etc.
So ist das Dilemma mit der Tinkerzucht.
Aber auch das wird nicht so heiß gegessen, wie es gekocht wurde. Nach Informationen des Rheinischen Pferdestammbuchs soll die Vielfalt der Tinkertypen erhalten bleiben. Außerdem haben sich die Verbände, die der FN angehören, für einen einheitlichen Standard entschieden, an dem sich außerdem auch der Special Color Schweiz orientiert.
Hier folgen die Kontaktadressen (und soweit
möglich
auch weiterführende Informationen), die von den Verbänden zu
bekommen sind:
Die regionalen Pferde- stammbücher bzw. Zuchtverbände: | Der Zuchtverband für deutsche Pferde
(ZfdP): www.zfdp.de |
Der Special Color Schweiz (SCS), anerkannt
von der EU: www.special-color.ch Der Deutsche Pintozuchtverband (DPZV): www.pinto.dpzv.de |
Das Irish Cob Zucht- buch der European
Colored Horses
Association (ECHA): www.echa-esv.de |
URL:
www.gestuet-in-den-weiden.de/zuhtverbaende.html; Stand: 21.12.2007;
Verantwortlich: Katinka Lutze & Thomas Klein. Kontakt